[STARTSEITE] [VORGESCHICHTE] [2. DIE JUGENDBEWEGUNG VOR DEM 1. WELTKRIEG] 
[3. DIE JUGEND IM ERSTEN WELTKRKEG UND IN DER NACHKRIEGSZEIT] [4. DIE BÜNDISCHE ZEIT]
 [ANHÄNGE]
[3.1 Der Wandervogel] [3.2 Die Pfadfinder] [3.3 Die Arbeiterjugendbewegung] 
[3. 4 Sonstige Gruppen]
Geschichte der deutschen Jugendbewegung
ein kurzer Überblick von Tom

3. DIE JUGEND IM ERSTEN WELTKRIEG UND IN DER NACHKRIEGSZEIT

Die Kriegsbegeisterung der Sommertage 1914, die auch vor großen Teilen der sozialistischen Arbeiterschaft nicht haltmachte, ergriff auch die bürgerliche Jugend. Die Ursachen und der Standpunkt der einzelnen Verbände während des Krieges und in der Nachkriegszeit waren jedoch grundverschieden. 

3.1 Der Wandervogel

Alle Führer und waffenfähigen Jungen des Wandervogels über 17 Jahre meldeten sich als Kriegsfreiwillige. Zwar waren ihnen die bürgerliche Gesellschaft und ihre Lebensformen eher fragwürdig, aber die Begriffe Staat und Volk waren ihnen absolute Dinge, für die sie ihr Leben einsetzen zu müssen glaubten. Der Kampf um den Bestand des Reiches erschien ihnen als schicksalhaft und ihr Einsatz als selbstverständlich. Daß der Staat nur ein Instrument der von ihnen abgelehnten Gesellschaft war, erkannten sie, wie selbst die vielen marxistisch geschulten Arbeiterführer, die für den Krieg stimmten, nicht. Mit dem Ausfall fast der gesamten Bundes-, Gau-, und Ortsgruppenleitung kam die Tätigkeit des Wandervogels kurzzeitig zum Stillstand. Selbst der Fahrtenbetrieb kam fast zum Erliegen. Nur allmählich füllten Mädchen die entstandenen Lücken, auch Kriegsverletzte sprangen ein, nachdem sich gezeigt hatte, daß es ohne eine gute Organisation nicht geht. In dieser Zeit übernahm auch Elisabeth Fischer die Leitung der Bundeszeitung für ihren Mann, und als Walther Fischer als Kriegsverletzter heimkehrte, errichtete er eine Nachrichten-Vermittlungsstelle für alle im Felde stehenden Wandervögel und schafft unter ihnen einen festen Zusammenhalt. Dadurch entstand ein fast normal organisiertes Wandervogelreich an den Fronten mit all seinen Gliederungen, das noch lange nach Kriegsende bestanden hatte. Es hatte sich jedoch in der Nachkriegszeit gezeigt, daß man nicht politisch neutral sein kann. Allein an der fehlenden Kraft ist es gescheitert, sich im Wandervogel mit den nun neuen Erkenntnissen und Tatsachen auseinanderzusetzen. Letztenendes zerbrach der Wandervogel, und die vielen Einzelgrüppchen gingen entweder ein oder schlossen sich mit anderen Jugendbünden zusammen. Nur sehr wenige Wandervogelgruppen konnten sich halten. So bezeichnet man heute die Jahre um 1920 mit Recht als das Ende der ersten unabhängigen deutschen Jugendorganisation. 

3.2 Die Pfadfinder

Bedingt durch seine bisherigen Formen ist es verständlich, daß der Deutsche Pfadfinderbund sofort bei Kriegbeginn in der Militärmaschinerie aufging. Ganze Korps wurden zu Kundschaftei- und Botendiensten ins Ausland entsandt. Zum Schluß diente der Pfadfinderbund fast gänzlich der Vorbereitung der Jugend auf den Kriegsdienst. So war ihm nach dem Kriege das ganze Leben genommen, und er mußte sich schnell neu orientieren*. Er wandte sich vom Militärischen ab und der Jugendbewegung zu, es wurden Kontakte zur Weltpfadfinderbewegung aufgenommen. 

*Diese Umorientierung vollzog sich u.a. durch Neugründung. Die Bezeichnung Deutscher Pfadfinderbund wurde von Walter Jansen (Michael) 1945 zur Gründung eines neuen Bundes in Berlin übernommen. Die anfänglichen Hauptaufgaben des DPB's waren Sozale Hilfsdienste, die in der Nachkriegszeit stark benötigt wurden.

3.3 Die Arbeiterjugendbewegung

Im Verlaufe des Krieges wurden fast alle Jugendleiter einberufen. Das führte zum teilweisen organisatorischen Zusammenbruch oder zumindest zum Stillstand. Während des Krieges entstanden in den Ortsgruppen auch Tendenzen hin zur unpolitischen Betätigung wie Volkstanz, Musizieren etc. . Doch schon bald gab es darüber starke Auseinandersetzungen, weil ein Teil glaubte, daß dies Zur Beeinträchtigung des Klassenbewußtseins führen müßte. Jedoch gewann die gegenteilige Überzeugung, und von nun an standen Wandern, Spiel und Gesang im Mittelpunkt. Im Dezember 1918 wird durch einen neuen Jugendpflegeerlaß dieFreiheit der Vereinszugehörigkeit der Jugend wiederhergstellt. Die "Zentralstelle" wird zum "Hauptvorstand des Verbandes der sozialistischen Arbeiterjugend". Aus oppositionellen Gruppen entstand die "Freie proletarische Jugend" und später die "Kommunistische Jugend". Vom 28. bis 30. Juli 1920 fand in Weimar der erste Reichsjugendtag der Sozialistischen Arbeiterjugend statt. Hier wurden die Einflüsse der freien Jugendbewegung sehr überzeugend deutlich. Man ging weg vom einseitigen Proletarischen. Aber ein großer Teil verfiel dabei in ein andereres Extrem - die Ausdruckskultur. Lebensgestaltung und -auffassung wurden primär. Man lehnte alle bürgerlichen Lebensformen ab, man wollte den sozialistischen Menschen in der bestehenden Gesellschaft. 

3. 4 Sonstige Gruppen

Die katholische Jugendbewegung wurde vom Krieg weniger berührt. Durch die Haltung der Kirche, entwickelte sich im Quickborn keine Opposition gegen das kaiserliche Regime und die Kriegsführung. In den Leitsätzen "Autorität und Freiheit" des Quickborn liest man: 

Autorität in Familie, Staat und Schule schützen wir und halten wir heilig, einerlei ob uns ihre Träger als Menschen zusagen oder nicht. 

1919 konnte der Quickborn die Burg Rothenfels im Unterfränkischen erwerben und seither als Bundeszentrum und Bundesverlagshaus ausbauen. Durch Übernahme der Bundesämter durch Jüngere ging Ende 1919 der evangelische Bund Deutscher Jugendvereine ganz in die Jugendbewegung über. Während des Krieges entstanden noch einige andere bürgerliche Jugendorganisationen. Sie waren zum Teil reaktionär und von aktiven Militaristen ins Leben gerufen zum anderen Teil Jugendorganisationen der Pateien.

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